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Verein Shedhalle

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Rechercheausstellung

DIE SCHWEIZ IST KEINE INSEL #1

In lästiger Gesellschaft

10. April 2013 – 21. Mai 2013

Eröffnung 9. April, 19:00

Das Ausstellungs-, Film- und Veranstaltungsprogramm DIE SCHWEIZ IST KEINE INSEL macht als einen von zwei Schwerpunkten die gesellschaftliche Ausgrenzung und Verfolgung, aber auch die politische und kulturelle Selbstorganisation von Roma, Sinti und Jenischen in der Schweiz und in Europa zum Thema. Die Regulierung des öffentlichen Raums durch Bettelverbote oder Platzverweise, der Zusammenhang dieser Politiken mit der Verteilung des Reichtums und die Unsichtbarmachung von Armut werden aufgezeigt sowie Gegenstrategien formuliert. Weiters geht es um Fragen nach politischem Exil, Grenz- und Migrationspolitiken.

Das Thema des politischen Exils wird auch im zweiten Schwerpunkt aufgegriffen: in Bezug auf das Richard-Wagner-Jahr 2013 wird der Inszenierung des künstlerischen Genies als Strategie der Verwertung und Standortpolitik nachgegangen. Verschiedene Projekte stellen die Frage, wie aus einem antisemitischen politischen Aktivisten und (kultur-)politischen Stichwortgeber der Nazis eine schillernde Identifikationsfigur für das Exilland Schweiz wird, während gleichzeitig andere, die in der Schweiz Schutz, ein besseres Leben oder schlicht ihr wirtschaftliches Auskommen suchen, marginalisiert, kriminalisiert, aus dem öffentlichen Leben und Raum verdrängt werden.

In von Rassismus geprägten Gesellschaften herrscht ein permanenter Konflikt zwischen jenen, die „dazu gehören“ und jenen, die nicht „dazu gehören“ – also einbezogen, kontrolliert oder „integriert“ werden müssen. Es handelt sich um einen Konflikt um die Definition der gesellschaftlichen Normalität: Wer kann oder darf auf welche Weise, mit welchen Möglichkeiten (mit-)bestimmen? Wie hat sich der/die Einzelne zu verhalten, zu sprechen und auszusehen? Wie und von wem wird diese Normalität gestaltet und wie und von wem sie überprüft, kontrolliert und „exekutiert“?
 Diese herrschende Normalität betrifft einerseits den Zugang zu Ressourcen, die von Allen, auch von den Marginalisierten, geschaffen werden und auf die Alle mit gleichen Rechten Anspruch haben sollten. Gleichzeitig geht es aber auch um das Recht selbstbestimmt zu sprechen, sichtbar zu sein und an der Gestaltung des gemeinsamen Lebens gleichberechtigt teilhaben zu können. Es ist ein Konflikt um gleiche politische, soziale, ökonomische und kulturelle Rechte und um die Bedingungen des Sprechens, Handelns und überhaupt des Seins.


Für Marginalisierte, sei es für Minderheiten, für Migrant_innen, für sexuell jenseits der Norm orientierte, für sozial Schwache, Arme oder Arbeitslose bedeutet der Wunsch nach Teilhabe an der gesellschaftlichen Normalität einen Spießrutenlauf zwischen den eigenen Bemühungen nach einem selbstbestimmten und „guten“ Leben, der andauernden Hinterfragung und Beschränkung dieses Lebens sowie Diskriminierung und Ausschluss durch rassistische und antisemitische, sexistische oder klassistische Strukturen und alltägliche Anfeindungen. 

Für Jenische, Roma oder Sinti war und ist diese Situation seit Jahrhunderten Teil ihrer Lebensrealität. Sie machte die Arbeit an der Aufhebung sozialer Ungleichheit und Diskriminierung mit verschiedenen, gleichzeitigen Strategien notwendig: sei es die Entdeckung, Erschaffung und Besetzung unterschiedlicher Nischen, die das wirtschaftliche Auskommen sichern, die Weitergabe von Wissen abseits von staatlich und mehrheitsgesellschaftlich kontrollierbaren Ordnungssystemen gegen Assimilations- und Integrationspolitiken, die Sprache, Lebensweise oder soziale Strukturen angreifen, oder den Umgang mit gesellschaftlich zugeschriebenen Identitäten und der damit verbundenen Stigmatisierung. 

Die gezeigten künstlerischen Arbeiten, Publikationen und Recherchematerialien beschäftigen sich vor allem mit der Frage danach, welche Strategien Jenische, Roma oder Sinti entwickeln, mit Fremdzuschreibungen und Erfahrungen mit Rassismus umzugehen, wie sie sich selbst definieren, in der Gesellschaft verorten und mit welchen Mitteln sie sich dem „rassistischen Wissen“ der Mehrheitsgesellschaft und der Marginalisierung widersetzen.

Mo Diener recherchiert in ihrer künstlerischen Arbeit zu verschiedenen Aspekten des Lebens von Jenischen in der Schweiz und zeigt in der Ausstellung Gespräche mit Schweizer Jenischen, die u.a. von ihren Lebensentwürfen, ihren Berufen, Selbstdefinitionen und –organisierungen erzählen. Eva Merckling-Mihok nimmt in „Die Beichte“ ihre eigene Autobiografie zum Anlass, um Erfahrungen mit familiären und gesellschaftlichen Ausgrenzungen als Tochter eines tschechischen Roms und einer Schweizerin zu beschreiben und einen selbstbestimmten Ausbruch aus dieser Situation zu formulieren. Tamara Moyzes ironisiert in „Miss Roma“ den Zwang der Anpassung an als legitim geltendes Aussehen anhand der Verwandlung einer Romni in eine blonde „Schönheit“. Marika Schmiedt zeigt in mehreren Filmen – „Eine lästige Gesellschaft“, „Roma Memento. Zukunft ungewiss?“, „VERMÄCHTNIS. LEGACY“ und „Gedenken“  – Kontinuitäten der Ausgrenzung, Verfolgung und des Verschweigens. Romnija verschiedener Generationen zeichnen darin ihre Lebensgeschichten, besprechen Strategien des „Überlebens“, schreiben sich in die Geschichte ein und konfrontieren die Mehrheitsgesellschaft.

Die Rechercheausstellung DIE SCHWEIZ IST KEINE INSEL versammelt künstlerische Arbeiten zu Schwerpunktthemen sowie Publikationen und Recherchematerialien in Form eines Handapparats. Die Ausstellung wird im Laufe des Jahres 2013 mit zusätzlichen thematischen Schwerpunkten erweitert. Der  Handapparat wird laufend ergänzt, ist Grundlage weiterer Programmpunkte wie Workshops, Diskussionsveranstaltungen, Plakatkampagnen oder Aktionen/Interventionen und steht Besucher_innen zur Lektüre und als Recherchematerial zur Verfügung.

Die Beichte
Eine filmische Auseinandersetzung mit dem Anderssein

Video, 27 min., CH, 2008

Im Schutz der Dunkelheit des Beichtstuhles gewährt die Sprecherin Einblicke in die eigene Autobiographie: sie erzählt von der Verdrängung der Existenz des Vaters in der Familie – ein Rom aus Tschechien, der sich aus dem Staub gemacht hat. Sie erzählt von Gefühlen der Minderwertigkeit und der Schuld, deren Ursprung in der Abneigung der Mutter und Großmutter gegenüber dem Vater und der Scham für die (Halb-)Romni-Tochter liegen. Von den Erfahrungen in der Kindheit und Jugend, die klar machen, dass die Verdrängung keinen Schutz vor Vorurteilen und Diskriminierung bietet. Und sie erzählt von einem selbstbestimmten Umgang, den sie während des Erwachsen-Werdens mit ihrer Geschichte und Identität gefunden hat. „Die Beichte“ äussert eine Klage an den Vater und gleichzeitig eine Sehnsucht nach Versöhnung mit ihm und schliesslich auch mit sich selbst.

Marika Schmiedt

Eine lästige Gesellschaft

Video, 70 min., A, 2001

„Diese Vergangenheit ragt in unsere Gegenwart – auch wenn sie verdrängt, verzerrt, geleugnet wird, ist sie gegenwärtig.“

Eine Kamera begleitet die mühsame Suche Marika Schmiedts nach Spuren ihrer ermordeten Großmutter. Das Filmdokument, das den Massenmord an den Roma im Allgemeinen und das Schicksal ihrer Vorfahren im Besonderen in Erfahrung zu bringen sucht, zeigt die Realität einer jungen Frau, die – wie viele andere auch – ihre Verwandten in der Todesmaschinerie der Nationalsozialisten verloren hat. In Österreich bedeutet dies Bürokratie: 20 verschiedene Ämter; Wartezeiten wegen Kaffeepausen der Beamten; wiederholtes Besuchen von Ämtern, weil Akten nunmehr dort anstatt da lagern sollen; Verlangen von schriftlichen Absichtserklärungen für die Einsichtnahme in Akten der Angehörigen. Das Projekt ist Marika Schmiedts Grossmutter gewidmet.

Roma Memento. Zukunft ungewiss?

Video, 55 min., A 2012

Beginnend mit Bildern der Lebenssituation von Roma in Belgrad – führt uns der Film im Weiteren von der bedrückenden Gegenwart in eine mahnende Vergangenheit. In einem Gespräch zwischen der Filmemacherin und ihrer Mutter bekommen wir einen Einblick in die Erlebnisse der Ausgrenzung, die die Mutter als junge Romni in einer elternlosen und durch Pflegefamilien und Heim geprägten Kindheit erfahren hat. Ihre Mutter wurde im Konzentrationslager ermordet und lange wusste Margit Schmiedt nichts von ihrer eigenen Herkunft. Auch nicht, aufgrund welcher Vorurteile sie wieder und wieder ausgegrenzt wurde. Die Benachteiligung drückt sich unter anderem immer wieder in Vorenthaltungen von Essen und in stigmatisierenden Handlungen aus. Dieser gewaltvolle Prozess der Demütigung wird zur tief sitzenden Verletzung, die sie ihrer Tochter eingehend anvertraut. Die langjährigen Erfahrungen der Diskriminierung, sowie die gegenwärtige politische Situation für Roma in Europa, begleiten Margit Schmiedt bis zum Ende ihres Lebens. Pogrome existieren nach wie vor in Europa – lebensbedrohende Zustände sind allgegenwärtig.

VERMÄCHTNIS. LEGACY.

Video, 42 min., A 2011

(Call the Witness Roma Pavilion, 54th International Art Exhibition, La Biennale di Venezia, 2011)

Die Arbeit VERMÄCHTNIS. LEGACY (2010-2011) ist der Künstlerin Ceija Stojka und ihren Nachkommen gewidmet. Stojka is eine Romni Malerin, Musikerin und Autorin aus Österreich, eine der wenigen Überlebenden des Holocaust, die den Horror der Internierung in den Konzentrationslagern Auschwitz, Bergen-Belsen und Ravensbrück und die auch nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs massivsten Konsequenzen des Rassismus ausgesetzt war. Das Hauptthema, dem Marika Schmiedt in ihren Arbeiten nachgeht, liegt sehr nahe an der Frage, die Giorgio Agamben stellt: „Welche juristischen Strukturen erlauben es, dass solche Ereignisse stattfinden?“ Als Versuch einer Antwort auf diese Frage interviewte die Künstlerin verschiedene Generationen von Stojkas weiblichen Nachkommen, die sich ständig mit der Notwendigkeit einer Auseinandersetzung mit der Vergangenheit konfrontiert sehen, indem sie mit den stummen „Zeug_innenschaften“ jener, die kein Zeugnis mehr ablegen können, leben müssen. Solche fragmentierten Mikrogeschichten mögen von großen makrohistorischen Erzählungen abweichen. Indem sie gegen den Gedächnisverlust in Stellung gebracht werden, warnen uns diese Zeugnisse vor der ewigen Wiederkehr von Rassismus und vor der Aporie der/des Stellvertreter-Zeugin/en: Das Zeugnis der Überlebenden als „Möglichkeit, die aktualisiert wird über das Unvermögen, zu sprechen [...] eine Unmöglichkeit, die sich selbst zur Existenz bringt durch die Möglichkeit, zu sprechen“ (Text: Suzana Milevska)

Gedenken

Video, 9 min., A, 2009

Der Film zeigt Interviews mit Polizist_innen zu einer umstrittenen Gedenktafel in der Bundespolizeidirektion Wien/A aus dem Jahr 2000, die besagt: „In der Zeit von 1938 bis 1945 hat es in den Reihen der Wiener Schutzpolizei auch Täter und Opfer des nationalsozialistischen Gewaltregimes gegeben. Schutzpolizisten wurden zu Verbrechen an Juden und anderen Opfern missbraucht. Dieses Werk ist Mahnung und Gedenken an Menschen, deren Leid, deren Not, deren Mut, deren Schuld und deren Lebensverachtung.”

Mo Diener

Aber hallo, wir leben im 21. Jahrhundert!
Gespräche mit Mitgliedern der Fahrenden Community der Jenischen an der Feckerchilbi Brienz 2011

Serie von Videocollagen, 5-10 min., CH, 2013

In sieben Videocollagen beantworten Mitglieder der Jenischen Community an der Feckerchilbi * Fragen zu verschiedenen Aspekten ihres aktuellen Lebens – zu ihrer Lebensweise, Arbeitsrealität, Sprache, Identität, Ökonomie und zu ihrer Zukunft. Die Arbeit ist Teil einer längerfristigen Recherche Mo Dieners zum Thema Jenische, Roma und Sinti in der Schweiz. Diener arbeitet daran, geeignete künstlerische und politische Strategien im Umgang mit dem ökonomischen, rechtlichen und sozialen Ausschluss der Jenischen aus der Mehrheitsgesellschaft in verschiedenen historischen Perioden und heute zu entwickeln.

* Fecker ist ein jenisches Wort für Gauner aus dem 16. Jahrhundert. Die Feckerchilbi ist ein alljährlich stattfindendes Treffen der Jenischen und der Fahrenden in der Schweiz. Bezeugt ist die Durchführung der Feckerchilbi für die Zeiten 1722–1817 und 1982–1989 in Gersau/CH. Seit 2003 wird sie in unregelmäßigen Abständen durchgeführt. 2009 veranstaltete die Radgenossenschaft der Landstraße erstmals eine Feckerchilbi in Brienz. 2010 wurde sie in Kooperation mit dem Verein „schäft qwant“ zusammen mit der ersten Schweizer Meisterschaft im Bootschen (jenisches Boccia) durchgeführt. Am 7. Oktober 2011 wurde die Feckerchilbi in die Liste der lebendigen Traditionen in der Schweiz aufgenommen. Auch 2011 und 2012 fand die Feckerchilbi in Brienz statt.

Tamara Moyzes

Miss Roma

Video, 1:57 min, CZ, 2007

Jana Bluchovás Erfahrungen mit Diskriminierung waren der Ursprung für „Miss Roma“ von Tamara Moyzes: Diskriminierung, wodurch ihr aufgrund ihrer Herkunft der Zugang zu etlichen Orten in der Tschechischen Republik verwehrt wurde. Bevor sie ihre Protagonistin mit weißem Make-Up zum Subjekt eines so genannten „White-washing“ macht, beginnt Moyzes ihre Video-Arbeit mit der Liste von Clubs, Geschäften, Restaurants usw., wo in einem Selbstexperiment neben Bluchová auch ihr selbst der Zugang verwehrt wurde. „Miss Roma“ wirkt wie eine Lupe auf die Segregation von Roma aus der tschechischen Mehrheitsgesellschaft wie auch auf die Mechanismen der Inklusion und des Ausschlusses in der dominanten Ideologie der Schönheit. Der Preis für die erhoffte Akzeptanz und Inklusion ist die Notwendigkeit der Assimilation des eigenen Körpers in die normativen Kriterien des weissen Mainstreams. (Text: Lith Bahlmann)

wurde 1966 in der ehemaligen Tschechoslowakei geboren und kam 1990 als Sängerin/Saxophonistin in die Schweiz. Sie lebt und arbeitet als DJane, Filmemacherin und Musiktherapeutin in Zürich.

Marika Schmiedt

1966 in Traun/Oberösterreich (A) geboren, Aktivistin, Filmemacherin, bildende Künstlerin. Die Auseinandersetzung mit der Situation der Roma vor und nach 1945 bildet einen Schwerpunkt ihrer künstlerischen Arbeit.
Für weitere Informationen zur Arbeit von Marika Schmiedt:
www.marikaschmiedt.wordpress.com

Mo Diener

hat in Zürich und Genf/CH studiert. Derzeit ist sie Studentin am Master of Fine Arts an der ZHdK/CH. Sie wurde 2011 mit ihrer Arbeit science, fiction and politics an die transdisziplinäre Tagung „Genetics in a Consumerist Age“ nach Innsbruck/A eingeladen.

Seit 2010 beschäftigt sich Diener in ihrer künstlerischen Forschung mit der Geschichte der nomadisch lebenden Handwerker_innen in der Schweiz. Auf die Thematik ist die Künstlerin durch Erfahrungen und Gesprächen in der Familie sowie über Informationen und Leerstellen in Familienarchiven gestoßen. Die darauf folgenden genealogischen Forschungen ergaben Hinweise auf eine Migrationsgeschichte und das Nomadisieren in der Schweiz und führten Mo Diener einer zentralen Fragen ihrer künstlerischen Arbeit: dem selbstbestimmten Umgang mit Fremdzuschreibungen und mit Identität. Die dicke Haut, welche durch solche Erfahrungen entwickelt wird, kann dabei gegebenenfalls strategisch wieder abgestreift werden.

Mo Diener ist seit 1998 mit dem russischen Künstler Sergei Nikokochev verheiratet, mit dem sie eine Tochter hat.

Tamara Moyzes

Geboren 1975 in Bratislava in der Slovakischen Republik. Lebt und arbeitet in Prag/CZ. Ausbildung: absolvierte 2000-2005 den MA am Institut für Neue Medien an der Akademie der bildenden Künste in Prag/CZ; 2003-04 auf Austauschprogramm am Institut für Kunst an der Bezalel Akademy of Fine Art and Design in Jerusalem/IL; 1997-98 Studium am Institut für Malerei an der Academy of Fine Arts in Bratislava/SK; 1996-97 Studium am Avni Institute of Fine Arts, Tel Aviv/IL.

Tamara Moyzes ist Videokünstlerin. Ihre Arbeit zeichnet sich durch eine Beschäftigung mit politischen Themen aus. Statt einer akademischen Annäherung an die Themen arbeitet sie anhand direkter Interventionen – die Arbeit ist weniger ein Kommentar über die Realität, vielmehr involviert sich die Künstlerin in die Geschichten. Die Akteur_innen ihrer fiktionalen Dokumentationen sind keine Schauspieler_innen, ihre „Rollen“ betonen und vervollständigen ihre Lebensrealitäten. Moyzes greift auf eine Mischung aus dokumentarischen, rührenden oder humoristischen Szenarien, um aktuelle soziale Konflikte in ihren Arbeiten wiederzugeben. Die parodienhafte Behandlung von Themen als eine Strategie löst die politische Situation nicht, zeigt aber im Gegenteil ihre aufwühlende Natur in einem Format, das für die/den Betrachter_in nicht leicht verdaulich ist. Für Tamara Moyzes ist das Medium Video somit ein strategisches und politisches Instrument.