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Minifestival

Kartografien, Kämpfe und Geschichten zu Care-Arbeit

COULD YOU CARE LESS?

18. & 19. April 2014

Wir laden ein zu zwei Tagen Reflexion und Austauschs über Praxen und Problematiken von „Care“ (Sorge und Pflege). Im Zentrum stehen einige Beispiele der Organisierung und Disorganisierung von Pflegeverhältnissen sowie Strategien der Wissensproduktion und des Geschichtenerzählens rund um Care, Arbeit und Migration.

Im Zuge des massiven Sozialabbaus, der in Europa seit 2008 unter dem Motto "Krise" stattfindet, werden Fragen rund um „Care“ und „soziale Reproduktion“ immer brennender. Wie erhalten wir unsere Gesellschaften aufrecht? Was passiert mit jenen, die aus dem Netz fallen oder von vornherein davon ausgeschlossen sind? Wer leistet Pflegearbeit, und wer kann es sich leisten, Sorge und Pflege „outzusourcen“? Mit dem Abbau von Sozialstaaten geht eine Neoliberalisierung der grundlegenden Bereiche menschlich-sozialer Reproduktion (Gesundheit, Pflege, Bildung) einher. In diesen Bereichen finden sich nicht nur zunehmend einsame „KundInnen“ sondern auch zunehmend ausgebeutete ArbeiterInnen - und damit lebhafte Kämpfe um würdiges und gerechtes Sorgen. Die Rolle von SorgeträgerInnen - besonders von Frauen und migrantischen ArbeiterInnen- ist dabei zentral, ebendo wie deren Formen des Widerstands und die Entwicklung solidarischer Gesellschaftsentwürfe. Wer schaut auf wen im globalisierten Alltag? Wie können Gemeinschaft und Gesellschaft im Sinne von kollektiver Sorge und Verantwortung neu gedacht werden?

Am Freitag, 18. April werden wir eine Reihe widerständiger Praxen im Schweizer Pflegebereich kennenlernen. Es stellen sich vor: die Initiative „RESPEKT@vpod“, in der sich BetreuerInnen in Privathaushalten organisieren und die Kampagne „Keine Hausarbeiterin ist illegal“. Im Rahmen einer Präsentation des Projekts „Radical Collective Care Practices“ wollen wir verschiedene Strategien des Organisierens rund um Pflegearbeit besprechen.

Am Samstag, 19. April werden wir uns dem Thema Care künstlerisch, spielerisch und wirtschaftlich-diagrammatisch annähern: einerseits mit einem Workshop zu Care, Feministischer Ökonomie und Krise, und anderseits mit einer Präsentation des Projekts „GUESTures“, einem biografisch-politischen Archiv der Geschichten von GastarbeiterInnen in Deutschland.

SPRACHEN: Bei jeder Veranstaltung ist eine simultane Flüsterübersetzung auf Englisch, Deutsch und Spanisch möglich!

Kuratiert von Manuela Zechner, ko-kuratiert von Katharina Morawek

Freitag, 18. April 2014

16:30

Carefreitagsbuffet

17:00-19:00

Radical Collective Care Practices Projekt

Das Projekt „Radical Collective Care Practices“ sammelt Beispiele von Formen gemeinsam organisierter Sorge, Pflege und Aufmerksamkeit. Dabei werden beispielhaft Praxen erforscht, durch die die Potenziale und Grenzen selbstorganisierter Reproduktion besser verstanden werden können. Im Kontext der momentanen Krise sozialer Reproduktion und Kollektivität sehen die OrganisatorInnen einen dringenden Bedarf an gemeinsamer Auseinandersetzung und Experimentation mit kollektiven Modellen von "care". Die Beziehung zwischen Staat, Gesellschaft/Communities und sozialen Bewegungen ist dabei eine wichtige Frage, sowie auch das Teilen von praktischen Strategien und Erfahrungen. Manuela Zechner und Julia Wieger werden den politischen, konzeptuellen und praktischen Rahmen des Projekts vorstellen.
http://radicalcollectivecare.blogspot.com/

„Could you care less?“ bietet eine Plattform für eine Reihe von kämpferischen und selbstorganisierten Praxen, die ins "Radical Collective Care Practices" Archiv einfliessen und dessen Fragen weiterentwickeln können. Protagonistinnen folgernder Initiativen präsentieren ihre Arbeit, gefolgt von einer gemeisamen Reflexion:

RESPEKT@vpod

Das Netzwerk RESPEKT@vpod gibt den Live-Ins und Spitex-Angestellten mit prekären Anstellungsbedingungen eine Stimme und bekämpft die Ausbeutung im privaten Care-Sektor. RESPEKT@vpod fordert einen respektvollen Umgang, das Recht auf ein Sozialleben und die gesetzlich vorgeschriebene Frei- und Ruhezeit, die Einhaltung der Mindestlöhne und eine der Berufserfahrung angemessene Lohnentwicklung, vereinbarte Arbeitspensen statt Arbeit auf Abruf, Lohnfortzahlung bei Krankheit, Pensionskassenversicherung, Kündigungsschutz und Mitwirkungsrechte.
Bozena Domanska vom Respekt Netzwerk erzählt uns von dieser Initiative.
http://respekt-vpod.ch/

Keine Hausarbeiterin ist illegal

Mehr als 40‘000 Sans-Papiers, grossmehrheitlich Frauen versuchen, sich in der Schweiz als Hausarbeiterinnen über Wasser zu halten - Tendenz steigend. Sie tragen viel zu „unserem“ Wohlstand bei und entlasten jene, die es sich leisten können, Pflegearbeit zu delegieren. Ihre Erwerbstätigkeit ist aber durch äusserst prekäre Arbeitsbedingungen, das Fehlen eines sozialen Schutzes und die omnipräsente Angst vor einer plötzlichen Ausschaffung aus der Schweiz geprägt. Eine breite Koalition hat sich zum Ziel gesetzt, diese Situation nachhaltig zu verbessern, und eine Kampagne lanciert, die das Recht auf eine eine Aufenthalts- und Arbeitsbewilligung für HausarbeiterInnen im Fokus hat.
http://www.khii.ch/kampagne/

Samstag, 19. April 2014

15:00-18:00

Care, feministische Ökonomie und Krise - ein Workshop
Käthe Knittler und Manuela Zechner

In diesem Workshop geht es darum, eine Reflexion zum Thema „Care“ zu versuchen, die einen Blick auf mögliche neue Aktions-, Organisierungs- und Beziehungsformen eröffnen kann. Einerseits wollen wir uns auf „Care“ aus ethischer und praktischer Perspektive beziehen, was erlaubt, jenseits von Sicherheitsdiskursen und über das rein selbstinteressierte Subjekt der liberalen Wirtschaftstheorie hinaus neue Formen der Gemeinsamkeit zu entdecken. Andererseits geht es aber auch um die wirtschaftliche und gesellschaftliche Rolle der Reproduktionsarbeit (jener Arbeit, die notwendig ist, um sich wieder für die Lohnarbeit fit zu machen), und um eine feministische Analyse von Ökonomie und Machtverhältnissen. Der Workshop wird theoretische, spielerisch-experimentelle sowie praktische Elemente zusammenbringen.

18:00-19:00

Apéro für Alle

19:00

GUESTures - Präsentation und Workshop
Margareta Kern

Margareta Kern präsentiert ihr Projekt „GUESTures“, das auf einer Recherche der Künstlerin zur Massenmigration von Arbeiterinnen aus dem sozialistischen Yugoslavien nach Westdeutschland in den späten 1960er Jahren. Der Titel bezieht sich auf den deutschen Begriff „Gastarbeiter“ (in der maskulinen Form). Faktisch waren es zahlreiche junge Frauen, die - oftmals komplett auf sich gestellt und kaum älter als 18 oder 19 Jahre alt, Yugoslavien verliessen, um temporär im Ausland zu arbeiten. Dort wurden sie ausführlichen Gesundheits-Checks unterzogen, die zum Ziel hatten, nur „gesunde“ Arbeitskräfte zu rekrutieren.
Neben einer Reflexion auf diese Vergangenheit verhandelt „GUESTures“ entsprechende zeitgenössische Zusammenhänge von prekärer und von MigrantInnen gemachter Arbeit und arbeitet historische, vergeschlechtlichte und performative Aspekte heraus.
Margareta Kern wird im Rahmen eines Vortrags und Workshops verschiedene Elemente des Projekts offenlegen, etwa ein Video Re-Enactment eines Interviews mit Elena, derzeit Pflegearbeiterin in Italien, die ursprünglich aus Moldawien nach Kroation migriert war. 
Danach gibt es ein Screening des GUESTures Video (HD Video, 33 min., Kroatisch mit englischen Untertiteln, 2011) http://guestworkerberlin.blogspot.co.uk/

Auf Englisch mit Übersetzungsmöglichkeit ins Deutsche.