Shedhalle-Archiv
Das Shedhalle-Archiv ist eine öffentlich zugänglich Sammlung von repräsentativen Materialien zu und von vergangenen Ausstellungen der Shedhalle. Hierzu gehören neben Büchern, Katalogen, Fanzines, Platten, CDs und zahlreichen Videos auch Sammlungen von Flugblättern oder Ordner mit kompilierten Texten. Beim Videobestand handelt es sich grösstenteils um Arbeiten von KünstlerInnen- und Mediengruppen.
Das Archiv der Shedhalle ist während der Ausstellungszeiten bzw. nach Terminvereinbarung öffentlich zugänglich und steht Interessierten als Recherche-, Arbeits- und Veranstaltungsort offen. Für längere Recherchen vor Ort bitten wir um Anmeldung. Es handelt sich um einen Präsenzbestand: Die Materialien können vor Ort konsultiert, aber nicht ausgeliehen werden.
Der gesamte öffentliche Bestand kann auf archiv.shedhalle.ch über den Onlinekatalog eingesehen und recherchiert werden.
Aktuell in Arbeit ist ein Mediabrowser, über den Audio- und Videodokumentation abgerufen und gestreamt werden können.
Eine weitere Recherchemöglichkeit bieten die archivierten Shedhalle Webseiten (ab 1994), die ebenfalls unter archiv.shedhalle.ch zu finden sind.
Themenbereiche des Archivs
- Kunstproduktion
- Feministische Theorie
- Gender
- Ökonomie/Globalisierung
- Postkolonialismus/Migration
- Pop Culture
- Urbanismus
- Medien
- Technologiekritik
- Militarisierung und Friedenspolitik
Geschichte
1996 wollte das Shedhalle-Team eine Bühne für Recherche, Literatur, Zeitschriften, Video und Musik schaffen, die parallel zum Ausstellungsprogramm von der Öffentlichkeit benützt werden konnte. Die Doku-Stelle war eine treppenartige Struktur in der Ausstellungshalle, welche zugleich als Sitzfläche für Veranstaltungen und als Reservoir für das Material funktionieren konnte. Eine bequeme Situation sollte dazu einladen, Musik zu hören, Videos zu schauen oder Texte zu lesen. Dieses Bühnenelement war der Auftakt des heutigen Archivs.
Mit der Zeit entstand das Bedürfnis, das Material gezielter zu sammeln und einzuordnen. Verschiedene Terminologien für das Wandelement— Doku-Stelle / Bibliothek / Archiv / Schriftentausch — wurden erprobt und es zeigte sich, dass eine begriffliche und konzeptuelle Schärfung notwendig geworden war. Auch schränkte die fixe Installation die Gestaltungsmöglichkeiten des Raumes ein und die Vielfalt an Farben und Formen störte die Integrität der Ausstellungsexponate. Für die Ausstellung never look back (2001) wurde also das Archiv neu aufgearbeitet. Das gesamte Material wurde von Susanna Perin und Alice Cantaluppi sortiert und in Rubriken gefasst, denen eine Farbe zugeteilt wurde, um Informationen, Publikationen und Videos rund um die in den 90er Jahren in der Shedhalle produzierten Projekte zu erschliessen. Ebenfalls wurden Informationen über laufende Projekte und Aktivitäten der schweizerischen unabhängigen Szene hinzugefügt, um u. a. über die Bedeutung von «independent» und «kollektiv» nachzudenken. Zu diesem Zeitpunkt wurde bereits eine digitale Erfassung des Archivs diskutiert.
Während der darauffolgenden Jahre wurde das ganze Archiv oft umplatziert und je nach Thema wurden Teile davon in die Ausstellungsgestaltung integriert. 2004 wurde der Künstler und Kurator Dan Wilkinson eingeladen, Ideen für ein neues Archiv zu entwickeln. Er baute eine Archiv-Landschaft mit Lounge und Sichtungsstation. Im Zug der damit verbundenen Reorganisation des gesamten Archivmaterials wurden auch die bis anhin unsortierten Videobestände systematisch erfasst. Anfangs 2005 nahm Marina Klinker die Aufgabe, ein neues System für das Archiv aufzubauen, in die Hand. Sie übernahm das Klassifikationssystem von never look back und erfasste sämtliche Videoarbeiten und einen Teil der Schriften in einem eigens von ihr für die Shedhalle kreierten Erfassungssystem, damit der Bestand mittels einer Suchmaschine vor Ort abgerufen werden konnte.
2010 wurde eine Erweiterung des Archivmöbels notwendig, gestaltet und gebaut von Karen Geyer und Markus Bösch. Ein klares, übersichtliches Möbel ordnete die Materialien weiterhin nach Sachthemen, Ausstellungen und Medien. Beim Eingang der Shedhalle platziert, offerierte das Archiv die Möglichkeit zur Recherche und Sichtung der Materialien.
Im Dezember 2012 wurde eine neu gestaltete Bibliothek unter dem Kuratorium von Katharina Morawek eröffnet. Der neu errichtete, eigenständige Raum in der Ausstellungshalle konnte für Veranstaltungen genutzt werden und beherbergte die öffentlich zugängliche Sammlung. Hinzu kamen Ordner, in denen Publikationen und Materialien der Ausstellungsprojekte der letzten 26 Jahre geordnet und für die öffentliche Nutzung aufbereitet wurden. Dieser Aufgabe nahm sich die Archivgruppe, bestehend aus Maria Mosayebi, Inge Moser, Simone Schardt und Andrea Thal, an. Sie hinterliessen rund 180 Ordner, die einen guten Überblick über die vergangenen Projekte und Aktivitäten geben.
Zwei Jahre später wurden Silvan Hillmann und René Birrer mit der Aufgabe betraut, die Bestände des öffentlichen Archivs mit einem Onlinekatalog zugänglich zu machen. In einem einheitlichen Katalog wurden alle Objekte erfasst und die Einträge aller bestehenden Listen, Tabellen und Datenbanken, welche teilweise unvollständig und widersprüchlich waren, in einer gemeinsamen Struktur zusammengeführt. Jedem Objekt sollte ein Eintrag in der Datenbank entsprechen und mit einer eindeutigen Signatur auf ein Dokument im Gestell verweisen. Auf der analogen, räumlichen Ebene wurde versucht, die Spuren der verschiedenen Ordnungssysteme der letzten 30 Jahre soweit wie möglich zu erhalten und als in- und übereinanderliegende Schichten sichtbar zu machen.
Es wurde ein neues Signatursystem eingeführt, das sich nicht mehr an den Themenfeldern orientierte und stattdessen Neuzugängen einen eindeutigen Platz zuwies: rechts vom zuletzt erfassten Dokument. Der Bestand wurde gemäss dem Entstehungszusammenhang der Materialien in zwei Sammelbereiche unterteilt: erstens das Archiv, in dem Sammlungen erfasst werden, welche die Tätigkeit der Shedhalle dokumentieren; und zweitens der Handapparat, in welchem unterschiedliche Medien gesammelt werden, welche aufgrund thematischer Interessen oder institutioneller und persönlicher Beziehungen (Schriftentausch, Zeitschriftenabonnements, etc.) in den Besitz der Shedhalle gelangt waren.
Diese Neuerungen dienen einerseits der erleichterten Recherche und stellen andererseits die Grundlage dafür dar, sich überhaupt einen Überblick über die Struktur der Sammlungen verschaffen zu können, die in den vergangenen 30 Jahren angelegt worden waren.