Screening und Diskussion
Miners shot down
Dienstag, 26. April 2016
18.30 „Miners shot down“, Screening mit einer kurzen Einleitung von Jakob Krameritsch
19.00 Gespräch mit einer Delegation aus Südafrika, Moderation Barbara Müller, KEESA
Im August 2012 erschoss die südafrikanische Polizei in der Platinmine Marikana bei Rustenberg 34 streikende Bergarbeiter. Fast drei Jahre später veröffentlichte eine von der Regierung eingesetzte Kommission ihren Bericht und sprach die politischen Gremien von jeder Verantwortung frei. Für die Hinterbliebenen der ermordeten Arbeiter sieht der Bericht keine Kompensation vor. Zwar wird die von den Medien verbreitete Erzählung, die Polizei habe in Selbstverteidigung gehandelt, widerlegt und die Firma Lonmin angeklagt, ihre Fürsorgepflichten gegenüber den Arbeitern verletzt zu haben. Denn: Die ArbeiterInnen arbeiten und wohnen unter unmenschlichen Bedingungen, in Wellblechhüttenslums ohne fließend Wasser und Strom, ohne Kanalisation und Kehrichtabfuhr. Der Bericht sieht nicht vor, um das begangene Unrecht zu anerkennen und die Opfer zu entschädigen.
Gegen diese Missachtung ihrer Rechte und ihres Schmerzes wehren sich die Hinterbliebenen und ihre Gemeinschaft. Unterstützt werden sie von einer Solidaritätskampagne. Diese unterstützt die Betroffenen darin, dass die Wahrheit über Marikana bekannt wird und dass deren Forderungen nach Gerechtigkeit und Entschädigung Gehör finden. Diesem Zweck dient der Besuch einer mehrköpfigen Delegation aus Südafrika in der Schweiz, Österreich und Deutschland.
Was ist der Bezug zur Schweiz?
2012 war das Zuger Minenunternehmen Xstrata grösste Aktionärin von Lonmin. Vor kurzem hat Glencore diese Anteile verkauft. Es stellt sich die Frage, inwiefern Xstrata/Glencore für die damaligen Ereignisse mitverantwortlich sind.
In jedem Autokatalysator findet sich Platin, das weltweit wertvollste Metall. Der deutsche Konzern BASF, der weltweit größte Katalysatorenhersteller, ist Hauptkunde von Lonmin, des Minenbetreibers von Marikana (Handelsvolumen mehr als ½ Milliarde Schweizer Franken jährlich). Die Niederlassung von BASF in Zug ist für den Einkauf von Platin zuständig. Obwohl sich BASF zu hohen Standards innerhalb seiner Lieferketten („Lieferkettenverantwortung“) verpflichtet, hat der Konzern bisher davon Abstand genommen, die Hinterbliebenen und deren Gemeinschaften zu unterstützen.
Der Dokumentarfilm „Miners Shot Down“
Der eindrückliche Dokumentarfilm „Miners Shot Down“ (2014, Regie: Rehad Desai) lässt die Arbeiter von ihrem Streik erzählen und veranschaulicht die Ereignisse, die zum grössten Massaker seit dem Ende der Apartheid in Südafrika führten. Die internationale Anerkennung für den Film (Emmy Award 2015) und der Druck der Marikana-Solidaritätskampagne haben bewirkt, dass das südafrikanische Staatsfernsehen seinen Widerstand gegen die Ausstrahlung des Films aufgeben musste.
http://www.minersshotdown.co.za
Die Delegation
- Bishop Joe Seoka, Präsident von Bench Marks Foundation und Sprecher für die Marikana-Solidaritätskampagne
- Zwei Witwen von in Marikana Ermordeten
- Frau Nomarussia Bonase und Frau Judy Seidman, beide Khulumani Support Group
- Dr. Jakob Krameritsch, Historiker, Wien, Aktivist der Marikana-Solidaritätskampagne
Der Anlass entstand in Zusammenarbeit zwischen der Shedhalle, KEESA (Kampagne für Entschuldung und Entschädigung im südlichen Afrika) und dem Solifonds.
Die KEESA setzt sich für die Aufarbeitung der Apartheidvergangenheit der Schweiz ein sowie für die Beseitigung der auf die Apartheidzeit zurückgehenden Strukturen von Ungleichheit und rassistischer Diskriminierung in Südafrika. Solifonds unterstützt soziale Bewegungen im Süden.