Workshop
Amnesie und Geschichtspolitik
Sonntag, 28. Juni 2015, 14–18 Uhr
Montag, 29. Juni 2015, 18–21 Uhr
mit Brigitta Kuster und Regina Sarreiter (Artefakte//anti-humboldt)
Anmeldung unter: leitung@shedhalle.ch
Während in der Schweiz im Jahr 2015 diskutiert wird, welches historische Datum sich am besten für die Herstellung einer Nationalgeschichte eignet, wird in Deutschland um künstlerische Formen gestritten, den der europäischen Grenzpolitik zum Opfer gefallenen Toten im Mittelmeer zu gedenken.
In Bezug auf die Verbrechen der Nazis setzte sich indes in den letzten Jahrzehnten in Deutschland und teilweise auch in Österreich ein neues Narrativ durch: man ist stolz darauf, sich zu erinnern. Immer mehr Menschen scheinen die NS-Verbrechen und insbesondere den Holocaust „verstanden“ und „internalisiert“ zu haben, so die Historikerin Cornelia Siebeck.
Gleichzeitig wird unter dem Stichwort „europäisches Gedenken“ suggeriert, die Europäische Gemeinschaft als vermeintliche Wiege von Demokratie und Humanismus könne mit ihren vielen unterschiedlichen historischen Ausgangspunkten ein gemeinsames Gedenken formulieren, das weitere Kämpfe um die Interpretation von Geschichte entbehrlich mache.
Über die Interpretation von Geschichte wird gestritten: Die koloniale Involvierung der Schweiz und ihre kollaborative Rolle in Bezug auf das Naziregime wird zunehmend geklärt und erlangt Sichtbarkeit.
Ziel des Workshops ist es, Begrifflichkeiten und Strategien einer geschichtspolitischen Praxis zu diskutieren, die Erinnerung auch als das Herstellen und Vermitteln von widerständigem Wissen begreift, welches zum emanzipatorischen Eingreifen in hegemoniale Geschichtsbilder ermächtigt.